Der erste schriftliche Nachweis über die Erteilung schulischen Unterrichts in Werther datiert auf den 29. Dezember 1576. Zu diesem Datum wurde ein gewisser Hermann Strack als Kaplan nach Werther berufen, „um die Jugend zu unterrichten, im Sommer die Frühpredigt, im Winter die Nachmittagspredigt und die Kinderlehre zu halten“.

Im 17. Jahrhundert lag die Schule an der Kirche, wie einem Wichboldbuch aus Borgholzhausen aus dem Jahre 1629 zu entnehmen ist: „Die Schule lag neben der 2. Pfarre an der Kirche“. 1658 wurde das Schulgebäude komplett umgebaut, da es baufällig war.

 

Einrichtung von Nebenschulen

Bis 1724 existierte diese Schule alleine und fasste „zur Noth 150 Schüler“. In diesem Jahr wurde die Schule in Langenheide eingerichtet, die bis zu 300 Schüler aufnehmen konnte. 1752 kam eine Schule in Häger hinzu (Bleeker Schule) und 1753 wurde auch in Schröttinghausen ein Schulzimmer für 200 Kinder im Hause des Lehrers eingerichtet, die in zwei Gruppen unterrichtet wurden. Erst 1824 wurde in Schröttinghausen ein eigenes Schulgebäude errichtet.

1804 wurde im Stadtgebiet ein neues Küsterhaus errichtet, in dem auch ein Klassenraum eingerichtet war, nachdem der Küster bereits ab 1797 Kinder von 7 bis 9 Jahren zu unterrichten hatte. Diese Erweiterung war dringend notwendig und überfällig, da in der Zeitschrift Westfalen und Rheinland erwähnt wird, dass sich „beynahe 600 Kinder im schulfähigen Alter in der Gemeinde befunden haben“ müssten. Diese Zahlen sind nicht sehr überaschend, wenn man sieht, dass im Kirchspiel Werther bei einer Bevölkerungszahl von 5000 Einwohnern jährlich etwa 200 Kinder geboren wurden.

Die Klasse musste somit schon in den Jahren 1801 bis 1806 wieder geteilt werden – die älteren Kinder erhielten drei Stunden Unterricht, die jüngeren nur zwei.

 

Modernisierung des Schulwesens und napoleonische Zeit

Der Wertheraner Pfarrer Georg Friedrich Gieseler (1760-1839) sorgte bereits kurz nach seiner Ankunft in Werther (1803) für die längst überfällige Einführung von Lehrerkonferenzen, die bereits seit 1763 angeordnet worden waren, wie die Wertheraner Schulchronik von 1803 berichtet. Zusätzlich wurde eine jährliche öffentliche Prüfung der Schulkinder in der Wertheraner Kirche eingeführt, so „daß die beiden Klassen der Wertherschen Schule und die Isingdorfer Schule an einem Sonntagnachmittag im Herbst und die drei Landschulen um Pfingsten geprüft werden...Nach einer kurzen Einleitung durch den Prediger singt die Schule allein ein Lied, wechselseitig Jungen und Mädchen. Dann prüft der Prediger über ein vorher aufgegebenes Stück aus dem Katechismus oder der Heilsordnung. Dann stellt der Schullehrer selbst Leseproben und Verstandesübungen an, während der Prediger die auf den Altar gelegten Probeschriften durchsieht, wovon er teilweise die Conspiranten selbst vorlesen läßt. Der Lehrer läßt wohl auch eine Arie singen, dann beantwortet er die Fagen des Predigers nach Fleiß und Ordnung der Kinder, sittliche Aufführungen oder Tadel, worauf dann mit einer Ermahnung an Eltern und Kinder geschlossen wird.“ (Schulchronik Werther, 1806)

Die napoleonische Zeit machte sich auch im Schulwesen bemerkbar. 1808 ordnete der französische Präfekt an, dass der Schreibunterricht auf alle Kinder ausgedehnt werden müsse. Pfarrer Gieseler kritisierte diese Anordnnung in der Wertheraner Schulchronik von 1808 folgendermaßen: „Dies raubt in den großen Schulen gar zu viel Zeit und ist für geringe Leute und die Töchter von wenig Nutzen.“ Trotzdem setzte er die Anforderung um und setzte fest, dass alle Kinder ab dem 2. Schuljahr Schreibunterricht bekommen sollten.

Als von der Präfektur ein Schulbericht angefordert wurde, regte Gieseler an in den überfüllten Schulen zwei Klassen einzurichten wovon eine als Spinnklasse (Fokus auf dem Erlernen des Feinspinnens) genutzt werden könne, denn „eine Nachmittagsschule kann man im Kirchspiel Werther nicht einrichten, weil die Bevölkerung dieser Gemeinde sich nothdürftig vom Spinngewerbe ernähret und dazu die Hälfte der Kinder schon vom 5. Jahr an in Anspruch nehmen muß.“ (Kirchenarchiv Werther, XII F4 1831) Da das Bielefelder Leinen von den englischen Spinnmaschinen nicht hergestellt werden konnte, mussten die Kinder bereits früh lernen, „fein“ zu spinnen. Die Spinnschule, deren Einrichtung vom Staat bezahlt wurde, half ihnen und ihren Familien somit, den Lebensunterhalt zu sichern.

Im Jahr 1809 bekamen die Schüler als Neujahrsgeschenk ein kleines Büchlein geschenkt, dass Pfarrer Gieseler selbst gestaltete. Es enthielt sieben Kapitel (für jeden Tag der Woche) sowie einen Bericht von den Schulen und wurde in einer Auflage von 1000 Stück gedruckt (Schulchronik Werther, 1809).

 

Bau der Ampelschule als Stadtschule

Die Gebäudesituation der Wertheraner Schule wurde immer problematischer. Nach einigen Schwierigkeiten konnte im Jahr 1825 der Grundstein für eine neue Schule im Wertheraner Stadtgebiet gelegt werden. Sie lag auf dem Overbeckschen Land, hart am Hahnen Kotten (ehemalige „Ampelschule“, jetzt Engerstraße 2) und konnte 1826 eingeweiht werden. Es wurde eine Verfügung erlassen, dass alle Kinder der Nebenschulen in den anderen Teilen des Kirchspiels zwei Jahre lang die Stadtschule besuchen sollten. Das Verhältnis zwischen Nebenschulen und Stadtschule scheint durchaus angespannt gewesen zu sein, da die Lehrer der Nebenschulen, v.a. wegen des zu zahlenden Schulgeldes, ungern Schüler an die Stadtschule abgaben.

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