Haus Werther

Die Cappel gehörten über mehrere Generationen zur Ritterschaft der Grafen von Ravensberg. Sie verfügten in der Grafschaft Tecklenburg und Grafschaft Ravensburg über umfangreichen Grundbesitz. Zwischen 1380 und 1386 erhielt der Ritter Heinrich Cappel drei Höfe im Kirchspiel Werther (zwei Höfe in "Wengeringtorpe" und "Overbeckinghuys") vom Grafen von Ravensberg als Lehen. Durch Zusammenlegung der Höfe entstand das Rittergut "Haus Werther". Ein genauer Zeitpunkt der Gründung des Rittergutes ist jedoch nicht bekannt. Erst 1460 wird Heinrich Cappels Enkel Johann als "Johan Cappelen tho Weerter" bezeichnet. Der Namenszusatz "tho Weerter" deutet erstmals auf einen Wohnsitz der Familie Cappel in Werther. Heinrich Cappel verstirbt im Jahre 1522 ohne männlichen Nachfolger. Seine Witwe Anna von Droste heiratet 1523 in 2. Ehe Hermann von Hatzfeldt, Herr zu Wildenburg.

Hermann v. Hatzfeldt wird 1526 mit dem "rechten Haus Werther" belehnt und nennt sich seit dem "Herr zu Werther". Das Rittergut "Haus Werther" und eine Anzahl dazugehörender Höfen und Abgabenrechte aus der näheren Umgebung bilden die "Herrschaft Werther". Hermann v. Hatzfeldt verstirbt im Jahre 1539. Nachfolger wird sein Sohn Johann v. Hatzfeldt, der 1541 mit Haus Werther belehnt wird. Johann ist verheiratet mit Anna de Wendt. Ihre beiden Familienwappen befinden sich heute in der Hofmauer links und rechts des Hoftores. In 3. Generation erbt Adrian v. Hatzfeldt 1582 Haus Werther. 1594 wird Adrian v. Hatzfeldt auf der Kirchmesse in Werther durch einen Dolchstoß erstochen. Seine damals schwangere Frau Helene v. Bockenförde gebahr noch im gleichen Jahr den Nachfolger Johann Adrian v. Hatzfeldt. Damit war die Erbfolge gesichert. Johann Adrian von Hatzfeldt wuchs bei seinem Onkel Hermann von Hatzfeld auf der Wildenburg auf und hatte dort auch später seinen Wohnsitz. Seit dieser Zeit wurde Haus Werther nicht mehr von der Familie von Hatzfeldt, sondern von einem Verwalter und Pächter bewohnt und bewirtschaftet. Drei weitere Generationen der Familie v. Hatzfeldt folgen als Besitzer von Haus Werther. In 8. Generation übernimmt Franz Ludwig Fürst v. Hatzfeld, Freier Standesherr zu Trachenberg, Herr zu Wildenburg, Schönstein und Werther, Merten und Aller um 1802 Haus Werther.

1804 - 1812 Ernst August von Nordenflycht
1804 erwirbt der Mindischen Kriegs- und Domänenrat Ernst August von Nordenflycht für 56.000 Thaler Haus Werther. Er ließ in der zum Haus Werther gehörenden Arrode Waldungen abholzen. Außerdem entnahm er den Bewohnern der Arrode ihre durch die Fam. v. Hatzfeldt zugestandene Freiheit. Durch den nachfolgenden Prozeß wurde ihm jedoch Recht zugesprochen. (siehe E. Stieghorst) Unter der Herrschaft von Napoleon gehörte Werther 1807 zum neu gebildeten Königreich Westfalen. 1810 wurde ein vom Königreich Westfalen zum Kaiserreich Frankreich zugeschlagen. Die Grenze verlief direkt durch Werther, entlang des Schwarzbaches. Da die Ländereien vom Gut Haus Werther beidseits des Schwarzbaches lagen, verlief auch hier die Staatsgrenze quer durch den Besitz. Haus Werther wurde dadurch geteilt. Das "Schloß" mit einem Großteil der Ländereien lag im Königreich Westfalen. Der restliche Teil lag in Kaiserreich Frankreich. 1812/1813 wurde der westfälische Teile beim Tribunal (Gericht) in Bielefeld und der französische Teil in Minden versteigert.

1812 - 1816 Friedrich Christian Koch
Der Teil, der im Gebiet des Königreichs Westfalen belegen war (Ländereien einschl. Haus Werther) wurde 1812 von Friedrich Christian Koch, Kaufmann zu Minden für 21.055 Reichsthaler in Gold ersteigert.

1816 - 1817 Friedrich Heinrich Julius Ricke
Laut des am 7. Mai 1816 abgeschlossenen Kaufvertrages hat der Oberlandesgerichtsrat zu Minden Friedrich Heinrich Julius Ricke das Gut angekauft. (siehe NW Staatsarchiv Detmold, Sign. D23 A Nr. 540)

1813 - 1819 Adolph Ludwig Böhmer und Johanne Franzisca Roden, geb. Schrader
Der Teil, der in dem Gebiet des französischen Kaiserreichs belegen war (nur Ländereien) ersteigerten am 8.11.1813 der Regierungsrat Adolph Ludwig Böhmer und die verwitwete Geheime Oberfinanzrätin Johanne Franzisca Roden, geb. Schrader für 14.781 Reichsthaler und 6 Gutegroschen in Gold. Ihnen folgte 1819 erst der Kammersekretär zu Minden Johann Heinrich von Borries und im selben Jahr die verwitwete Louise Henriette Franziska Friederike von Borries geb. Schrader als Besitzer. (siehe NW Staatsarchiv Detmold, Sign. D23 A Nr. 540)

1817 - 1854 August Ferdinand Conrad zur Hellen
Am 27.1.1817 kaufte August Ferdinand Conrad zur Hellen, Leutnant des 2. westfälischen Landwehr-Infanterie-Regimentes, Haus Werther. Nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst 1818 war er von 1821 bis 1831 Bürgermeister von Werther und Kreisdeputierter beim Kreis Halle. Laut Vertrag vom 4.Februar 1828 erwarb er auch den nördlichen Teil des Gutes wieder dazu. Dadurch waren das in der französischen Zeit geteilte Gut Haus Werther wieder vereint. 1832 wurde zur Hellen zum Landrat Kreis Halle ernannt. Nach seiner Pensionierung am 20.11.1855 wird das Landratsbüro nach Halle verlegt. August Ferdinand Conrad Zur Hellen zog auf seinen Besitz Gut Niedermühle nach Bielefeld und übertrug Haus Werther auf seinen Sohn Georg Friedrich Oskar Zur Hellen.

1854 - 1885 Georg Friedrich Oskar Zur Hellen
Georg Friedrich Oskar Zur Hellen, Regierungsreferendar erhielt Haus Werther von seinem Vater laut Vertrag vom 26./28. Oktober 1854. Er war von 1854 bis 1863 Kreisdeputierter beim Landkreis Halle (sh. 150 Jahre Landkreis Halle, S. 124)

1885 - 1887 Falkenstein & Herzfeld
Oskar Zur Hellen verkaufte gemäß Vertrag vom 23.09.1884 das ca. 84 ha große Rittergut an die Kaufleute Levi Falkenstein und Joel Herzfeld aus Steinheim. Die Käufer zerstückelten das Gut und verkauften 68 ha an unterschiedliche Interessenten. Das "Schloß" und die restlichen Gartenflächen wurden 1887 an die Zigarrenfabrikanten Aron Bendix Weinberg und Wilhelm Langer verkauft. Mit Zustimmung der neuen Grundeigentümer wurde am 25.07.1887 das Rittergutes aus der Kreismatrikel gelöscht.

1887 - 1938 Familie Weinberg
Aron Bendix Weinberg und Wilhelm Langer erwerben Haus Werther laut Kaufvertrag vom 31.05.1887 von den Herren C. Falkenstein und J. Herzfeld aus Steinheim. Sie betreiben seit 1877 gemeinschaftlich die "Cigarrenfabrik A. B. Weinberg". Noch 1887 wird die Erlaubnis zur Einrichtung einer "Cigarrenfabrik" in der Scheune vom Haus Werther erteilt.

Ab 1897 übernimmt Bendix Aron Weinberg den Anteil von seinem verstorbenen Vater Aron Bendix Weinberg.

Bendix Aron Weinberg erwirbt 1907 von der Erbengemeinschaft Langer den Eigentumsanteil von Wilhelm Langer. Bis in die 20er Jahre bewohnt die Witwe Louise Langer das Herrenhaus.

Nach dem Tod von Bendix Aron Weinberg 1920 wird die Witwe Elfriede, geb. Sternberg und der Sohn Julius Weinberg als Besitzer eingetragen. 1921 beziehen die Familie Julius Weinberg das Herrenhaus. 1922 wird das Nebengebäude durch ein Obergeschoß für die Zigarrenfabrikation erweitert. Das Unternehmen beschäftigte zeitweise bis zu 300 Personen und war damit der größte Arbeitgeber in Werther. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 veränderten sich die Lebensbedingungen der jüdischen Bevölkerung auch in Werther. Zunehmende Diskriminierungen waren die Folge. Im Sommer 1938 wurde die Familie gezwungen, Haus Werther zu verkaufen. Ein Jahr später erfolgte die Auswanderung nach England.

1938 - 1951 Firma Böckelmann
Die Herforder Zigarrenfabrik Böckelmann & Co erwarb Haus Werther 1938 und gliederte die Zigarrenfabrik in ihr Unternehmen ein. Sie blieb jedoch unter der Firmenbezeichnung "Haus Werther, Böckelmann Co., Werther" eigenständig.

1951 - 1954 Zigarrenfabrik Haus Werther, Weinberg, Herfurth & Co
1951 wurde Haus Werther mit der Zigarrenfabrik an die Familie Julius Weinberg zurückgeführt. Im selben Jahr wurde unter dem Namen "Zigarrenfabrik Haus Werther, Weinberg, Herfurth & Co." eine neue Firma gegründet. 1954 erfolgte der Verkauf an die Familie Herfurth.

1954 - 1990 Erich Herfurth und Hans Herfurth
Erich Herfurth und sein Sohn Hans Herfurth übernahmen Haus Werther mit der Zigarrenfabrik und führten die Zigarrenproduktion fort. Die Fabrikation verlagerte sich dann zunehmend in die Filialen (u.a. Spenge-Bardüttingdorf). Auf Haus Werther verblieb der Vertrieb und die Verwaltung der Firma. Ab 1966, nach Aufgabe der Zigarrenfabrikation, wurden von hier aus die Produkte des holländischen Zigarrenherstellers "Willem II" bundesweit vertrieben.

1990 erfolgte der Verkauf von Haus Werther an die Stadt Werther. Nach umfangreichen Sanierungs- und Umbauarbeiten wurde die "Bürgerbegegnungsstätte Haus Werther" fertiggestellt und eröffnet. In der Bürgerbegegnungsstätte befindet sich die Stadtbibliothek, das Stadtarchiv, das Trauzimmer des Standesamtes und die Heimatstube des Heimat- und Kulturvereins Werther. Zahlreiche Vereine nutzen seit dem die geschichtsträchtigen Räumlichkeiten im Haus Werther.

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