Bücherei des Amtes Werther
Bücherei des Amtes Werther

Beschreibung

Der Kreistag in Halle i. W. beschließt am 20.04.1920, dass die bisher geübte Praxis der Kreiswanderbibliothek nicht mehr ausreicht. Werther nimmt das Angebot des Kreises an und erhält ein Bücherkontingent und am 10.5.1921 120 Mark aus dem Kreishaushalt zur Unterstützung.

Als Tag der Eröffnung der „Bücherei Amt Werther i. W.“ nennt der Tätigkeitsbericht, unterzeichnet von Max Tietz, den 26.06.1921. Der Bestand umfasst 202 Bände. Die Bücherei befindet sich in der Volksschule Werther, der heutigen Ampelschule. Der Bestand wird in einem Schrank gelagert. Der Katalog liegt als Kladde vor. Die Leserinnen und Leser wählen darin aus und bekommen dann das Gewünschte gereicht.

Am 26.11.1921 findet ein Vortragsabend „Plattdeusche Dichtungen“ statt, veranstaltet durch Rektor Meise und Lehrer Tietz; der Reinerlös von 616,05 Mark dient der Anschaffung von weiteren 34 Bänden.

Der Lehrer Max Tietz wird am 01.04.1922 als Leiter der Bücherei Werther bestellt. Er übt dieses Amt bis zu seinem Tod im November 1964 aus.

Die Bücherei wird im Sommer 1922 von 82 Lesern genutzt.

Am 9.12.1923 berichtet Max Tietz von der Erweiterung des Bestandes auf 276 Bände. Die Zahl der Leser ist auf 95 angewachsen.

Am 22.2.1925 erwähnt er ein Gastspiel der Blachetta-Truppe in Werther, die vom Amtmann Ostrop vermittelt wurde. Der Reingewinn von 76,35 Mark und eine Spende von 50 Mark machen die Anschaffung von 36 neuen Büchern möglich. 26 Bücher kamen in den Jahren 1923 und 24 zum Teil als Stiftungen und aus den Leihgebühren in den Bestand. Ende 1924 hat die Bücherei 316 Bände und 102 Leser.

Am 15.05.1925 teilt Lehrer Tietz dem Amtmann Ostrop die Öffnungszeit und die Höhe der Leihgebühr mit: „Die Bücherei ist Sonntags in der Schule ½ Stunde lang nach Schluß des Gottesdienstes geöffnet. Leihgebühr 10 Pfg. (Während der Schulferien ist die Bücherei geschlossen.)“

Gelder fließen aus dem Regierungszuschuss, der dem Kreis zur Verteilung zur Verfügung gestellt wird. Eine Auszahlung erfolgt nur, wenn das Amt sich auch finanziell am Aufbau der Bücherei beteiligt.
Die jährlichen Zuschüsse liegen meist bei 100 Mark. Das Amt setzt einen geringeren Etat, meist 30 Mark an. Am 9.10.1925 geht eine Mitteilung an Max Tietz, dass das Kreiswohlfahrtsamt Halle 125 Mark bewilligt hat. Für die Anschaffung ist eine Liste vorzulegen, die von der Staatlichen Zentralberatungsstelle für das öffentliche Büchereiwesen in der Provinz Westfalen in Hagen abgesegnet werden muss.

1926 wird eine Zentralstelle zur Schundbekämpfung und Buchberatung gebildet.

Im Tätigkeitsbericht vom 2.4.1928 erwähnt Tietz 367 Bücher und 127 eingeschriebene Leser. Am 17.04.1930 sind es 403 Bände, 630 Entleihungen und 65 Leser.

1931 erfolgt der Beitritt zur Gesellschaft zur Volksbildung (zur Gründungszeit war die Volksbücherei schon einmal Mitglied). Dadurch erhält sie Unterstützung durch die Rickert-Stiftung in Form von Büchern.

Am 24.05.1933 erhält Max Tietz die erste Aufforderung, den Buchbestand im Sinne der neuen Machthaber zu überprüfen. Im September weist Tietz auf die sorgfältige Auswahl hin. Im Januar 1934 werden vier aussortierte Bücher nach Aufforderung an den Kreisausschuss gesandt.

Am 4.2.1935 meldet der Amtsbürgermeister an den Kreiswohlfahrtsausschuss, dass Max Tietz am 01.04.1922 zum Leiter der Bücherei bestellt wurde.

Die Kreisbeihilfe fließt nur unter der Bedingung, dass Bücher mit nationalsozialistischem Gedankengut angeschafft werden und die Anschaffungslisten abgezeichnet werden. 1935 steht ein Etat von 225 RM zur Verfügung.

1937 werden Richtlinien für das Volksbüchereiwesen herausgegeben

Konfessionelle Bibliotheken unterliegen ab 1941 Einschränkungen.

Das Mädchenheim Waldheimat und das Evangelische Krankenhaus unterhalten Büchereien, müssen aber 1941 Buchverzeichnisse zur Prüfung beim Kreis vorlegen.

1939 soll die Volksbücherei Werther überprüft und neu aufgestellt werden. Sie wird dann aber doch nicht neu aufgebaut, sondern laut einem Schreiben vom Oktober 1942 kostengünstiger reorganisiert.


Am 9.2.1943 erhält der Lehrer Tietz erstmals eine Aufwandsentschädigung für das Jahr 1942 von 120 RM aus der Amtskasse. Er hat die Bücherei demnach 20 Jahre lang ehrenamtlich geleitet. In einem Brief beklagt er, dass der Betrag noch versteuert werden muss.

Im November 1943 zieht die Volksbücherei um. Sie nutzt einen angemieteten Raum im Hotel Rentsch an der Ravensberger Straße. Der Besitzer Erich Sieweke erhält dafür eine Entschädigung von 10 RM monatlich. Eröffnung in den neuen Räumen ist am 13.12.1943. Mit der Vergrößerung der Amtsbibliothek ist die angedachte Gründung von Volksbüchereien in den Bauernschaften des Amtsbezirks vom Tisch.

1944 nur ein Beleg über Zahlungen.

Im Herbst 1945 kommt wieder ein Kontakt mit der Staatlichen Volksbüchereistelle zu Stande, mit dem Hinweis, nationalsozialistisches Schriftgut auszuscheiden und – es gibt noch offene Rechnungen.

In einer Mitteilung an den Landrat am 2.1.1946:  545 Bücher sind unbedenklich, 192 fraglich und 95 müssen ausgeschieden werden. Die Übergabe soll an die Militärregierung erfolgen.

Im Januar 1947 genehmigt die Militärregierung die Wiedereröffnung der Volksbücherei, sie erfolgt am 28.02.1947 unter der Leitung von Max Tietz. Zunächst wird sie wieder in der Volksschule (Ampelschule) untergebracht. Nach dem Bau der heutigen Grundschule an der Mühlenstraße, bezieht sie dort einen Kellerraum. Erst 1990 wird sie provisorisch im Herrenhaus des Hauses Werther untergebracht.

Max Tietz bleibt Leiter der Bücherei des Amtes Werther bis zu seinem Tod im November 1964.

Seine Nachfolgerin wird Irmgard Zeruhn. Sie ist Lyceallehrerin am Progymnasium in Werther. Sie wird die Volksbücherei bis 1985 leiten.

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